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Pingi hat Alpträume   Zum Vorlesen ab 5  Selberlesen ab 6

Chapter One

 

Am Südpol herrschte wieder einmal ein

fürchterlicher Sturm. Die von hunder-

ten von Pinguinen bewohnte Eisscholle

war in dieser Zeit kein Ort wo man

sich zuhause fühlen konnte.

Und wer nicht über eine entsprechende Unterkunft verfügte, der kuschelte

sich eng aneinander um sich vor den drohenden Gewalten und der Kälte zu schützen. Aber anstatt wie üblicher

Weise, fiel nicht etwa Schnee oder gar

Hagel aus den Wolken, sondern etwas unheimlich anderes.

Viel Unscheinbareres als Eis und Schnee

und doch etwas weitaus Gefährlicheres.

Der heulende Wind setzte warme salzige Blasen auf die vereinzelt und wie kleine Fingerkuppen wirkenden eisigen Behausungen mancher Pinguine und auch auf das Iglu von Pingi, gerade so, als wolle er seinen Besitzer damit bestrafen.

Als diese scheinbar so harmlosen Blasen auf das Iglu von Pini 

aufschlugen, zerplatzten sie und hinterließen da und dort kleine und an anderer Stelle wiederum riesige Löcher, direkt über dem Kopf von Pingi, so, dass dieser durch die eisig-wässrigen Blasen hindurch sogar den Mond sehen konnte.

Und dieser hatte zusätzlich etwas sehr Bedrohliches. Es schien als würde er Pingi anlachen, ja sogar verspotten wollen.

Das Dach des Iglus machte Pingi Sorgen. Er hatte doch noch vor kurzem mühevoll die einzelnen, durch die Wärme auseinander gerückten Eisblöcke ineinander verkeilt und mit etwas warmer Spucke nachgeholfen, dass diese Fuge an Fuge ineinander verschmolzen und so Pingi vor den rauen Zeiten schützen konnte. Das Salz jedoch hatte die Eigenschaft sich unerbittlich und gewalttätig gegenüber diesem Untergrund aus gefrorenem Schnee zu verhalten. Außerdem hatte sich eben eine riesige Monsterblase gewaltig wichtig gemacht, aufgeblasen und einem Bohrer gleich bis ins Innere der Iglukuppel durchgefressen. Nun blähen sich sogar drei von ihnen wie von Wut erzürnt immer weiter auf und drohten über Pingi zu zerplatzen und sich mit ihrem salzig warmen Wasser über Pingo zu ergießen.

 

Gerade in diesem Moment erwachte Pingi und schlug die Augen vor Verzweif- lung auf, rieb sich einmal zweimal oder sogar dreimal über dieselben, sah sich die Igludecke an, erschrank und wundertes sich und schloss die Augen

ungläubig wieder, bis sie fest aneinander klebten.

Dann merkte er ungläubig, dass es weit und breit keine Blasen aus salzigem Wasser gab. Es musste einer Einbildung erlegen sein oder gar einem schlimmen Alptraum. Pingi steckte zögerlich seinen schwarzen Pinguinschnabel aus der etwa 30 cm dicken Igluöffnung und war verblüfft und erschrocken zugleich. Er konnte kaum einen Meter weit sehen.

 

Er hörte den Wind pfeifen. Einen hämisch grinsenden Mond gab es auch.

Manchmal war er da, dann verschwand er wieder. Das war erschreckend.

Pingi verstand die Pinguinwelt nicht mehr als er der dicksten Schneeflocken gewahr wurde, die er je gesehen hatte. Sie schienen vor guter Laune im Wind zu tanzen, umschlossen von einer eisigen Wand aus aneinandergereihten Pinguinen. Pingi schüttelte sich und seinen Kopf, sodass die auf seinem Kopf gelandeten Schneekristalle erneut durch die Luft wirbelten und sich auf seiner Haut in kleine Rinnsale verwandelten. 

Das war ihm nichts Neues, denn er war solche Stürme gewohnt, wie jeder andere Pinguin auch auf dieser Eisscholle inmitten des unendlich weiten südpolaren Ozeans.

 

Kurz darauf kam Clippi, Pingis kleine Pinguinfreundin auf eine frisch 

getaute Eisschale vorbei. Das tat sie regelmäßig, meist und nur zu gerne inmitten eines Schneesturms. Je fürchterlicher dieser wütete und heulte,

desto lieber ging Clippi zu Pingi auf eine Eisschale. Das hatte mindes-tens drei Gründe: Zum Ersten wollte sie nicht alleine sein, zum Zweiten wollte sie Pingi Gesellschaft leisten und zum Dritten war Pingis getaute Eisschale die feinste und beste die es auf der ganzen Scholle gab. Warum, darüber mutmaßte Clippi seit langer Zeit. Und dabei kam sie auf ganz komische Gedanken und Zusammenhänge wie diesen:

 

Sie glaubte, dass Pingis Iglu unter einem besonderen Stern stand, oder auf einer Wasserströmung die den Geschmack beeinflussen konnte. Viele Pinguine die sich das nicht nehmen ließen und auf Einladung eine Testeisschale bekamen, schrieben Clippis Geschmackseindrücke ihrem besonderen Verhältnis zu Pingi zu. So einfach zu beschreibende drei Gründe waren das nicht, wie Clippi es zu beschreiben pflegte und regelmäßig in ihr Tagebuch einritzte. Das tat sie mit ihren festen hornartigen Fingernägeln. Mit den Seiten ihres Tagebuches verkleidete sie sich ihr Iglu und konnte so aller Erlebnisse Tag für Tag nacherleben.

Doch seit geraumer Zeit war das Thema des Geschmacks rund um die Eisschale in den Hintergrund getreten. Clippi hat andere Sorgen. So musste sie sich Pingis Träume und dessen damit verbundene Ängste anhören. Seit Tagen ging das jetzt schon so. Das ließ sie mehr und mehr verzweifeln und auf der anderen Seite machte sie das ein wenig neugierig.

Was war nur mit Pingi los?

Warum wurde er von solch sonderbaren Alpträumen geplagt?

 

Konnte Clippi dem auf die Spur kommen? Wird sie Pingi überhaupt helfen und ihre Neugierde dabei stillen können?

Clippi überlegte und Pingi stimmte ihrem Wunsch zu, Clippi beim nächsten

sich anbahnenden Schneesturm bei sich übernachten zu lassen. Bei einer aufgetauten frischen Eisschale, versteht sich. Das war bislang noch nie vorgekommen...Und Clippi war gespannt!

 

Bald folgt Folge 2

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